Die Leistungsbilanz der UNO auf dem afrikanischen Kontinent könnte verheerender nicht ausfallen. Vor allem zeigt sich dies bei der UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik (MINUSCA), die seit sieben Jahren andauert.
Fritz Kirchner
Die Vereinten Nationen sind mit etwa 15 000 Bediensteten vor Ort – doch das Land weit davon entfernt, stabilisiert zu sein. Marie-Therese Keita-Bocoum, unabhängige UN-Expertin für die Zentralafrikanische Republik, stellt der wichtigsten internationalen Organisation ein verheerendes Zeugnis aus.
Die Situation in dem zentralafrikanischen Land demonstriere die Ineffektivität der UN-Friedenstruppen. Einheimische berichten, dass Kämpfer der Rebellengruppe »Coalition of Patriots for Change« (CPC) praktisch vor den Augen der UN-Truppen die Bevölkerung belästigen, Frauen vergewaltigen und Eigentum stehlen.
Nachdem der französische Protegé François Bozizé im Dezember 2020 versuchte, mit Hilfe bewaffneter Gruppen die Macht im Land zu übernehmen und damit eine neue Runde des blutigen Bürgerkriegs auslöste, unternahmen die UN-Truppen fast nichts, um die Rebellen zu stoppen. Die Gerüchteküche kocht – hat Frankreich etwa ein Interesse am Chaos? Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass die MINUSCA von Mankeur Ndiaye, dem ehemaligen Botschafter des Senegal in Frankreich, geleitet wird.
Die UN-Friedenstruppen haben es in sieben Jahren nicht geschafft, die Bewohner der Zentralafrikanischen Republik zu schützen – im Gegensatz zur eigenen Armee des Landes, die mit russischen Militärberatern zusammenarbeitet und den Verbündeten aus Ruanda.
Die Kritik an der UN-Präsenz in der Zentralafrikanischen Republik wird indessen in der Region immer lauter. Einige Experten und Beobachter vermuten hinter der UN-Mission auch die Interessen ausländischer Unternehmen. Vor allem transnationale Bergbau-Konzerne in der Demokratischen Republik Kongo setzen sich vehement für eine Verlängerung von MINUSCA ein. Aber auch die Interessen Frankreichs spielen in der Region eine gewichtige Rolle. Paris versucht, seine früheren afrikanischen Kolonien bei der Stange zu halten. Regierungen, die den französischen Interessen entgegenstehen, bekommen nicht selten Ärger mit dem früheren Kolonialherren. Und die Briten stehen nicht selten auf der Seite der Franzosen bei solchen Konflikten auf dem schwarzen Kontinent.

Dauerkrise: Ziel Europa
Solche Mutmaßungen werden vor allem davon genährt, dass MINUSCA, Paris und London immer wieder im Bunde die Armee der Zentralafrikanischen Republik scharf kritisieren und ihr Menschenrechtsverletzungen vorwerfen. Der französische UN-Botschafter Nicolas De Riviere erklärte unlängst, dass »die bewaffneten Gruppen Zentralafrikas nicht die einzige Bedrohung für die zentralafrikanische Bevölkerung« seien – er zeigt dabei auf die Armee des Landes, die er nun auch als »Bedrohung« bezeichnet. Beobachter des Krisenlandes im Herzen Afrikas interpretieren das als eine Relativierung der Übergriffe durch die Rebellengruppen.
Dabei haben die UN-Friedenstruppen bislang noch nie Übergriffe verhindert, wenn es im Interesse der Westmächte war. Sie kommen mit krimineller Untätigkeit ebenso davon wie mit echten Verbrechen.
Ausgerechnet sogar die UN-Truppen und sogenannte »humanitäre Helfer« sind regelmäßig selbst in Verbrechen verstrickt. 2015 gab es einen Skandal wegen der Vergewaltigung eines jungen zentralafrikanischen Mädchens durch Blauhelm-Soldaten. Ban Ki-moon, der damalige UN-Generalsekretär, verglich die illegalen Handlungen der Friedenstruppen gar mit einem Krebsgeschwür. Der Generalsekretär räumte ein, dass nicht nur in der Zentralafrikanischen Republik, sondern auch in anderen Krisenherden der Welt Verbrechen von Blauhelmen begangen würden.
Hinzu kommt: Das UN-Friedenstruppenkontingent ist faktisch von den internationalen Normen zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgeschlossen. UN-Strukturen sind niemandem gegenüber rechenschaftspflichtig. Das macht die UNO zu einer Waffe der Globalisten. Die Dauerkrise in der Zentralafrikanischen Republik spiegelt sich auch in der Migration wider: Immer mehr Menschen aus der Region machen sich auf den Weg nach Norden in Richtung Mittelmeerküste – mit Ziel: Europa.
