Encyclopaedia Almanica oder die Enzyklopädie der Verweigerung

Buchvorstellung

Ich habe mir ein Buch gekauft!
Mache ich meist auch ohne Empfehlung der Tagespresse. Unsere Regionalzeitung „Freie Presse“ aber lobte das Werk mit den Worten: “…zeigt den ungeschönten Blick, den Menschen in Deutschland, die nicht wie die vermeintliche Mehrheit sind oder leben, auf die Deutschen haben. Das tut weh. Ist aber im Sinne eines Perspektivwechsels vielleicht mal nötig.“

Zusammengefaßt: Der schmerzvolle Blick, den Minderheiten auf die – vermeintliche – Mehrheit haben. Perspektivwechsel! Ja, darüber wollte ich mehr erfahren, vielleicht hat mich auch der historisierende Titel „Encyclopaedia Almanica“ beeindruckt. Wer denkt da nicht an würdige ältere Herren, die ihre Weisheiten sortiert in dicken Büchern niederschreiben.

(Screenshot; Quelle)

Eine mehr als arglistige Finte, denn was da ins Haus kam, war eher ein Heftchen.
Ich sag mal so, die Gebrauchsanweisung für meine Waschmaschine ist umfangreicher, hat auch mehr Buchstaben. Es handelt sich einfach eine Sammlung von Twitter-Äußerungen diverser Diverser mit mehr als kruden Weltanschauungen plus einem Vorwort der Herausgeberin, das es in sich hat.
Einige dieser Tweeds werde ich weiter unten vorstellen, auch wenn ich das eigentlich nicht darf, denn „die Encyclopaedia Almanica ist für alle, die sich mit den Inhalten identifizieren können.“
Und das kann ich leider nicht. Ich sehe gar keinen Grund, nicht den geringsten, mich mit nicht-binären* linken, abwechselnd aggressiv, klugscheißend oder weinerlich daher schreibenden Kartoffelhassern* zu identifizieren. Perspektivwechsel hin oder her.

Die Herausgeberin (ohne Genderstern – hier scheint die Geschlechtszugehörigkeit ja geklärt zu sein) Amina Aziz weiß sich zu artikulieren, aber ehrlich gesagt, irgendetwas stimmt mit ihr auch nicht. Ich habe selten einen so dreisten Text gelesen, hasserfüllt und respektlos gegenüber der (Zitat Freie Presse) vermeintlichen Mehrheitsgesellschaft und gleichzeitig mit einer geradezu infantilen Forderungshaltung. Auch wenn ihr Wortschatz zugegebenermaßen größer als der eines Kindergartenkindes ist, ideologischer und soziologischer.

(Screenshot; Quelle)

Gleich zu Beginn des Vorwortes stellt sie fest, dass der Titel „Encyclopaedia…“ täuscht, hier ist nichts nach Alphabet oder sonstwie geordnet, Informationen gibt’s auch keine. Es ist eine Verweigerung, sagt sie. Das klingt ein wenig bockig, ist es wohl auch – und da auf dem Titel noch „Akte 01“ steht, müssen wir befürchten, dass es noch weitere Akten geben wird. Falls Amina nicht vorher vor unterdrücktem Selbsthass platzt.
Bei Twitter ist es so wie bei anderen „sozialen Medien“: wer sich im Ton vergreift, Missliebiges schreibt oder so, kann gemeldet werden und wird dann gesperrt. Den in dem Heftchen versammelten Autorinnen ist das öfter passiert, sie wurden gelöscht, gesperrt und mussten sich dann neue Namen geben, um ihre Befindlichkeiten weiter in die Welt schreien zu können. Diese Autorinnen werden kurz vorgestellt, mir fiel es nach einer Weile schwer, die jeweiligen Namen den real existierenden Personen zuzuordnen. Es gibt in dieser Truppe wohl:

  • eine depressive Serbin? (Zugezogenovic nennt sie sich),
  • eine Person, die sich selbst Verräterin nennt (in verschiedenen Variationen),
  • ein Bahar Sheikh (Geschlecht unbekannt, aber es „dekonstruiert gerne gängige deutsche und eurozentristische Denkweisen“)
  • die Müll-Hengameh. Ich beziehe mich hier nur auf ihren taz-Artikel, in dem sie Polizisten auf der Müllhalde sehen wollte, nicht auf die Person an sich, die nicht nur nicht-binär und von angenehmem Wesen, sondern auch – nach eigener Aussage – wunderschön ist! Und klug – außerdem zwei weitere, die sich über sinnlose Buchstabenfolgen definieren, aber auch irgendetwas beigetragen haben. Und natürlich wichtig sind.
    Es ist mir völlig klar, dass jeder, der bis hierher gelesen hat, jetzt erstmal nachdenken muss. Deshalb eine kurze Pause und dann weiter in dem Vorwort.
    Pause.

Insgesamt finden wir in dem Heftchen also die „Twitterperlen“ von sechs Personen. Jede mit ihren eigenen Problemen und Persönlichkeiten, so dass wir locker auf 10 – 12 Autor*innen kommen. Schätz ich mal.
Und was genau wollen sie nun? Worum geht’s eigentlich in der Enzyklopädie, die keine ist? Die gute Amina ist da ganz offen:

Zitat „Deswegen ist alles, was wir von Euch wollen, der deutsche Pass und Ruhe. Ihr sollt uns in Ruhe lassen mit Fragen nach Herkunft, vermeintlicher Kultur und Religion…..“
nur einige Zeilen weiter wird sie noch deutlicher (Zitat, und ich würde auch die Seitenzahl angeben, wenn es in dieser Enzyklopädie der Verweigerung welche gäbe)

„Wenn wir keine Vorteile durch euch haben, wollen wir mit Euren deutschen Leben nichts zu tun haben, denn weder kennt Ihr unsere Geschichte, noch habt Ihr Eure hinlänglich reflektiert und daraus gelernt. Wir lachen über euch, weil Ihr Euch für die Speerspitze der Zivilisation haltet…“

Das lassen wir mal sacken und denken kurz an die warmen Worte der „Freien Presse“ (sächsische Lokalzeitung) zurück. Der schmerzhafte Blick der Minderheit auf die – vermeintliche – Mehrheit. Perspektivwechsel. Und so weiter. Aminas Mutter hat übrigens nach Aussagen ihrer Tochter 14 Jahre lang um Bleiberecht und Anerkennung in Deutschland gekämpft, Amina selbst hat hier studiert, und warum das alles? Ganz klar – um hier Vorteile zu haben. Und gleichzeitig semi-intellektuelle Phrasen von Ausgrenzung, Diskriminierung und deutscher Intoleranz zu versprühen.

Kleine Vorschau auf unsere aktuelle Ausgabe!

Im Grunde sind es arme Kreaturen, die sich hier in diesen Twitter-Texten auskotzen, ohne Heimat, ohne Ziele, mit selbstdefiniertem Geschlecht, Angehörige diverser Minderheiten (nicht-weiß, behindert, fett) aber eben voller Verachtung und Hass auf alle, die nicht so sind wie sie. Ich denke, hinter den Pseudonymen verstecken sich – wenn man mal von ihrem nicht-binären-Konstrukt-Kram absieht – zutiefst gestörte Frauen. Schlangen, die verletzt in einem Erdloch lauern und ihre Giftzähne in jeden schlagen, der in die Nähe kommt. (Das war jetzt das Maximum an Perspektivwechsel, das mir möglich ist!)
Aber da sie – laut Amina – eh nur ihre Ruhe (und den deutschen Pass) wollen, muss der Perspektivwechsel ja vielleicht auch gar nicht sein. Und ob das mit dem deutschen Pass sein muss, ist in dieser Buchbesprechung kein Thema.
Hier nun einige ausgewählte Twitter-Texte, die in dem Heftchen auf einem lebensfrohen schwarzen Hintergrund versammelt sind, archiviert, um sie der Nachwelt zu überliefern. Einige längere Tweets habe ich ausgelassen, (wie pflege ich schwarzes Kraushaar richtig – du bist nicht dreckig, wenn dein weißes Handtuch schwarz wird, das sind nur Hautschuppen – das Amt hat mir einen neuen Duschvorhang bezahlt) weil die hier nicht relevant sind. Oder hat eine Kartoffel etwa schwarzes Kraushaar?
Die Rechtschreibung und Zeichensetzung wurde originalgetreu übernommen, Amira hat sich diesbezüglich auch schon in ihrem Vorwort abgesichert : „Sie (Anmerkung: die Enzyklopädie) verweigert sich in Sprache, Rechtschreibung und Stil der gängigen Art des Verständlichmachens und schlägt einem dabei manchmal ins Gesicht…“

09.12.2017
@zugezogenovic
Ich bin hierher eingewandert um euch zu erklären wie ihr zu leben habt und nicht andersrum

die Erklärungen von einer Person, die mit sich selber nicht zurecht kommt, scheinen nicht besonders gut aufgenommen worden zu sein, denn ein halbes Jahr später meldet es vergnatzt:

01.06.2018
@zugezogenovic
wusstest ihr dass „Deutschland“ rückwärts gelesen „Abfall“ heißt

Nein, wussten wir nicht, Zugi. Und fast hätten wir es auch nie erfahren, denn du hast uns ja faktisch verboten, Twitter zu benutzen.

26.05.2018
@zugezogenovic
Twitter ist für Kanax und andere Marginalisierte der einzige Ort um frei über ihre Erfahrungen zu reden – das was Almans ÜBERALL machen können und sie wagen es auch hier bei uns ihren Rotz abzulassen obwohl sie niemand was gefragt hat

mh – wie war das nochmal mit der „kulturellen Aneignung“? Und wie war das mit dem Perspektivwechsel, den die Freie Presse so befürwortet?

Aber weiter zur Müll-Hengameh, die sich auf Twitter habibitus nennt, was immer das auch heißen mag.

25.06.2018
@habibitus
Wenn Nazis Memes über dich machen, aber der Witz auf sie geht. Denn was will 1 lieber werden: non-binary fashion icon oder boring Hete mit häßlicher Familie?
Your life, your choice.

Wenn ich das richtig verstanden habe, hatte sie die Wahl, eine geschlechtslose Modepuppe zu werden oder eine langweilige Hetero-Frau mit einer hässlichen Familie. Variante B wollte sie nicht, aber Plan A ging auch nicht so richtig auf. Da kann man schon mal übellaunig werden und Kartoffelwitze machen. Oder Kinder anderer Leute glorifizieren:

24.07.2018
@habibitus
Almans können mit 21 oft nicht mal Geschirr spülen, migrantische Kids dafür gefühlt mit 5 die Steuererklärungen ihrer Eltern abgeben.

Ja. Der Migrant an sich neigt ja zum Abgeben der Steuererklärung, schon klar.
Eines der lustiges Gesell*innen ist auch das Bahar Sheikh (siehe oben, das Dekonstrukteur deutscher Denkweisen), das mag offenbar niemanden. Männer und Linke eingeschlossen.

31.07.2018
@bahaarebahar
Teil des Rechtsrucks ist auch der Antifeminismus in der Linken.

Oder, etwas dramatischer, angelehnt an ein Gedicht von Brecht (kulturelle Aneignung?)

20.07.2018
@bahaarebahar
Als der Faschismus kam sagten deutsche Antifaschist*innen: „Migrant*innen, die Rassismuskritik gegenüber Linken üben, sind verantwortlich dafür, dass wir nichts gegen den Rechtsruck tun können.“

Naja, als Linker würde ich ständig Rassismus-witternde Migrant*innen vielleicht auch als Ballast bei meinem Kampf gegen Rechts empfinden, wer weiß.
Den Vogel abgeschossen hat es mit dem nächsten Text,

05.08.2018
@bahaarebahar
Ich denke die Kontinuität zwischen Hegel, Adorno und mir ist darauf zurückzuführen dass wir dieselbe Person sind die immer wiedergeboren wurde.

Vielleicht liest das hier ja mal Hegelianer, egal ob links, rechts oder neo, und könnte mir dann mitteilen, ob Hegel mit der Wiedergeburt im Körper eines Bahar-enby gerechnet hat. Dass sich der Reinkarnationsgedanke bis in linksextreme Kreise geschlichen hat verstört mich ja weniger als die Vorstellung, dass Hegel (und Adorno) beschlossen hat, im divers-geschlechtlichen Körper eines Nicht-Schwaben zu inkarnieren. Verdammt!

Gitta Schüßler, Autorin der Buchbesprechung

Ich will das jetzt nicht weiter ausdehnen. Das Heft kostet knapp 10 Euro. Meine Empfehlung: Spart die euch, legt sie in einer Kiste Bier an. Oder einem Sack Kartoffeln.
Fazit: Erkenntnisgewinn 0
Bestätigung von Vorurteilen 100
Unterhaltungsfaktor 3,5

Worterklärung: nicht-binär = nb = enby = Menschen, die „keinen Bezug zum binären Konstrukt von Geschlecht haben (also Mann und Frau)
Sie sehen sich also weder als Mann noch als Frau.

Kartoffel: 1. schmackhafte Erdfrucht, die durch kulturelle Aneignung nach Europa verbracht wurde

  1. abschätzige Bezeichnung für ethnisch Deutsche, gern und oft verwendet von MENSCHEN, die zwar im Kartoffelland leben, Kartoffelsprache sprechen, sich aber nicht mit ihnen identifizieren.
    Wir können den Spieß aber auch umdrehen und uns selber so nennen, so wie sich die Kartoffelhasser ja auch gegenseitig Kanack nennen.

Gitta Schüßler

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