Zum “Tag der Pressefreiheit”

“Weltweit ist die Pressefreiheit akut bedroht” – so tönt es (nicht nur) heute aus allen Lautsprechern. Der DJV-Vorsitzende Frank Überall forderte deshalb mehr Einsatz der Politik, die Pressefreiheit mit Leben zu füllen.

Dass die Arbeit mancher Journalisten auch in Deutschland nicht überall auf pure Gegenliebe trifft, hat aber auch selbst verursachte Gründe. Dazu gehört die immer wieder kritisierte Vorauswahl der Meldungen, für die Argumente aus der volkspädagogischen Mottenkiste herhalten müssen. Ein Musterbeispiel hierfür hat aktuell die Regionalpresse in Sachsen-Anhalt geliefert.

Hochhaus der „Volksstimme“ in Magdeburg

Über einen Gewaltausbruch zwischen “Neubürgern” in Magdeburg wird geschrieben, dass „Gruppen” mit einem „spitzen Gegenstand” aneinander geraten seien und die „Täter” fliehen konnten. War es zuletzt die Polizei, die eine „Prügel-Orgie verharmlost“ hatte, so ist es diesmal die Redaktion der „Mitteldeutschen Zeitung“, die anscheinend ihren Lesern wichtige Informationen vorenthalten möchte. Ein Blick in die Pressemeldung der Polizei ist da schon wesentlich aufschlussreicher.

So lautet die Überschrift der PM „Körperliche Auseinandersetzung unter Asylbewerbern“. Außerdem wird erwähnt, dass die „Geschädigten“ zwei Männer aus Gambia seien und es sich bei den Tätern „augenscheinlich um Personen aus dem arabischen Raum“ gehandelt haben soll, die sich allerdings aus dem Staub machen konnten.

Nach der Flucht der Tatverdächtigen sprach die Polizei mit den beiden Geschädigten, um die Personalien festzustellen und den Sachverhalt weiter aufzuklären. Doch dann tauchten „etwa 15 weitere Personen afrikanischen Phänotypus“ auf und „störten die polizeilichen Maßnahmen in weiterer Folge erheblich.“

Davon liest man in der MZ nichts. Und auch die Magdeburger „Volksstimme“ will ihre Leser mit den Angaben, dass die Polizei die „mutmaßlichen Opfer sowie deren Bekannte beruhigen“ musste und „teilweise bis zu 25 Menschen vor Ort“ waren, weitgehend im Unklaren lassen. Allerdings weiß der interessierte Bürger dennoch meist, was eigentlich passiert ist – wofür ihm nicht selten “Vorurteile” unterstellt werden.

Die Journalisten sollten am “Tag der Pressefreiheit” sich nicht beklagen, sondern überlegen, wie sie künftig Stigmatisierungen mit Begriffen wie “Lügen- oder Lückenpresse” oder “Haltungsjournalismus” vermeiden könnten. Der Skandal um ihren Kollegen Claas-Hendrik Relotius hätte ein Weckruf sein müssen!

„Wo es keine freie Presse gibt, stirbt die Demokratie“ – so DJV-Chef Überall heute. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Demokratie auch überall dort stirbt, wo es keine Meinungsfreiheit gibt! (sp)

Mehr lesen

Brandmauer gegen FPÖ-Kanzlerschaft

Nach dem Zerplatzen der ÖVP-FPÖ-Koalition infolge der Ibiza-Affäre von 2017 steht die FPÖ wieder vor einer Regierungsverantwortung. Dieses Mal aber als stärkste