Statistiker der Woche: Thomas De Maizière

Auf diese Meldungen hatte Deutschland gewartet: „Zuwanderer begehen weniger Straftaten“ („Spiegel“) oder „Weniger Straftaten von Flüchtlingen“ („Deutsche Welle“).

Im typischen Gleichklang kam – rechtzeitig vor Beginn der „UEFA EURO 2016“ genannten Fußball-Europameisterschaft in Frankreich – die ultimative Beruhigungspille in Gestalt eines Berichts des european-championship-1378934_960_720Bundeskriminalamts (BKA), der die flächendeckenden Zahlen zur Kriminalität von Zuwanderern offenlegte. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums fasste die Statistik mit den Worten zusammen: „Zuwanderer sind nicht krimineller als Deutsche“.

Da kann der brave Bundesbürger beruhigt in den Fernsehsessel sinken und sich den wirklich wichtigen Dingen im Leben, wie zum Beispiel Fußball, zuwenden. Die Warnungen vor steigender Ausländerkriminalität, wie sie rund um Pedida-Demonstrationen oder in Wahlkämpfen verbreitet werden, sind endlich reif für die Tonne – meinen die Meinungsmacher. Doch viele Bürger denken gar nicht daran, den Verlautbarungen der Mächtigen rückhaltlos Glauben zu schenken. „Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!“ – dieses geflügelte Wort, das (vermutlich fälschlich) Winston Churchill zugeschrieben wird, hat weite Verbreitung in der Betrachtung der Welt gefunden.

Die Jubelmeldung erreicht also ihre Adressaten nicht – zumindest nicht die, die man damit zur Abkehr von einer asylkritischen Haltung bewegen möchte. Lediglich zweifelnde Unterstützer der offiziellen Linie der Bundesregierung können damit vielleicht auf Kurs gehalten werden. Damit könnte man das Thema zu den Akten legen. Oder besser nicht?

Ein Blick in De Maizières Zahlen zeigt tatsächlich einen Rückgang der Kriminalität der Zielgruppe in den letzten Monaten. Das liegt aber an den ebenfalls zurückgegangenen Zahlen der Zuwanderer, die wegen der (gegen den ausdrücklichen Willen Merkels) geschlossenen Balkanroute in Griechenland verbleiben müssen oder sich auf längere Wege begeben haben. Hat die Statistik des BKA insgesamt also doch recht? Ja und Nein.

Natürlich wissen wir nicht, ob nicht doch Tricks bei der Erhebung der Zahlen das Ergebnis beeinflusst haben. Aber selbst wenn das nicht der Fall sein sollte – die Kriminalität der „Flüchtlinge“ wäre in einem halbwegs funktionierenden Rechtsstaat in den Griff zu bekommen. Das Problem liegt tiefer und wird erst in Zukunft richtig zum Tragen kommen.

Schon im „Asylpaket II“, das im März 2016 in Kraft getreten ist, wird verstärkt auf „Integration“ gesetzt. Die Bezeichnung „Zuwanderer“ in den Überschriften der Presse zeigt, wohin die Reise gehen soll. Justizminister Heiko Maas sprach kürzlich von sechs Millionen fehlenden Arbeitskräften, die durch Asyl_Riesa5aEinwanderer ersetzt werden sollen. Es geht also nicht um ein paar Straftäter mehr oder weniger, auch wenn sich Ereignisse wie die der Silvesternacht in Köln oder der Großbrand in der Düsseldorfer Messehalle nicht einfach unter den Teppich kehren lassen. Es geht um ein anderes Deutschland und ein anderes Europa, bewohnt von Menschen, deren Wurzeln in anderen Kontinenten liegen und die überwiegend einer islamisch geprägten Lebensweise anhängen.

Wenn Heiko Maas sechs Millionen Einwanderer für nötig hält und Arbeitsministerin Andrea Nahles inzwischen bemerkt hat, dass nur etwa 10 Prozent dafür geeignet sind, dann müssten 60 Millionen Menschen zuwandern, um die Wünsche dieser Mitglieder der aktuellen Bundesregierung zu erfüllen. Dass das nicht funktionieren kann, ohne größere Verwerfungen in den europäischen Gesellschaften zu verursachen, dürfte anzunehmen sein. Von Ministern, die eine solche Sicht der Dinge mehr oder weniger ernsthaft vertreten, ist wirklich nichts Positives mehr zu erwarten.

Die Warnungen von Pegida, AfD und Co. vor den Gefahren einer wachsenden Kriminalität sind zwar berechtigt, greifen aber auch zu kurz. Die aktuelle Ausländerkriminalität geht schließlich auch nicht von den einstigen „Gastarbeitern“ aus, sondern von Teilen ihrer Nachfahren und denen, die später eingewandert sind. Die Statistik des BKA stellt wirklich nicht mehr dar als ein Ablenkungsmanöver. Sie lenkt ab von den wirklichen Gefahren und Herausforderungen, denen wir wirkungsvoll entgegentreten müssen, wenn Deutschland und Europa eine Zukunft haben sollen, die diesen Namen auch verdient.

 

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