Nach sechs Jahren Pause hat sich die deutsche Neofolk- Gruppe Halgadom mit einer neuen Veröffentlichung zurückgemeldet. Bei Äon des Hammers, so der Titel des neuen Albums, handelt es sich um eine sogenannte Split-CD, ein Gemeinschaftprojekt mit der italienischen Band Tears of Othila, zu dem jede der beiden Gruppen jeweils fünf Titel beigesteuert hat. Zugleich handelt es sich um eine Art Konzeptalbum, denn Halgadom und Tears of Othila haben dieselben Lieder vertont, ohne daß ihnen die Versionen des jeweils anderen bekannt waren. Daher unterscheiden sich die fünf Titel textlich nur insofern, daß Halgadom die Stücke in deutscher und Tears of Othila in englischer Sprache eingespielt haben.
Rikard Runestad
Während Tears of Othila dem deutschen Publikum bislang weitgehend unbekannt waren, erfreuen sich Halgadom gerade in nationalidentitären Kreisen, vornehmlich bei der jüngeren Generation, schon seit vielen Jahren einer großen Beliebtheit. Im Jahr 1999 von dem auch aus anderen, etwas rustikaleren Musikprojekten bekannten Frank Krämer gegründet, verschrieb sich die Band zunächst voll und ganz dem Black Metal. Schon auf ihrem zweiten Album Verdunkelung des Göttlichen, das als erste Veröffentlichung bei Krämers eigenem Label »Sonnenkreuz« erschien, tauchten jedoch schon die ersten Neofolk- Stücke auf. Diese Mischung aus metallischen und neofolkloristischen Stücken haben Halgadom beibehalten, bis 2008 mit Heimstatt ihr erstes reines Neofolk- Album erschien. Ihre Herkunft aus dem Metal-Genre blieb jedoch unverkennbar, musikalisch unterscheiden sie sich bis heute von anderen deutschsprachigen Gruppen aus dem Neofolk-Bereich wie Orplid, Darkwood, Sonne Hagal, Sturmpercht oder Jännerwein, aber auch einer Band wie Empyrium, die einen ähnlichen Grenzgang vollzogen hat.
Indoeuropäisches Erbe
Mit ihrer vorerst letzten Veröffentlichung Wille : Tatkraft : Potential aus dem Jahr 2009 kehrten Halgadom wieder in metallische Gefilde zurück. Bis auf das Ambient-Intro und das Instrumentalstück »Sang der Nornen« boten sie auf dem Album waschechten Pagan-Metal mit Tiefgang und ohne die üblichen Klischees. Überhaupt scheint Krämer und seinen musikalischen Mitstreitern daran gelegen zu sein, Motive der nordischen Mythologie mit der gebotenen Ernsthaftigkeit rüberzubringen und sich so von der großen Zahl an heidnischen oder sich heidnisch nennenden Bands abzuheben, deren Texte sich vornehmlich mit Met-Saufgelagen befassen oder ein verkitschtes Wikinger- Bild transportieren, das mit den echten Nordmännern unserer Vergangenheit ungefähr soviel zu tun hat, wie die Plastik- Hörnerhelme auf dem Wacken- Festival. Dieser gesunde Elitismus setzt sich auch auf dem neuen Album Äon des Hammers fort, mit dem nach eigener Aussage der »Kampf gegen die moderne Welt« auf der Grundlage des indoeuropäischen Erbes aufgenommen werden soll. Tatsächlich sind die akustischen Stücke sehr kämpferisch gehalten, natürlich auch textlich. Beispielhaft und zugleich als besonderer Anspieltipp sei hier das Titelstück genannt, in dem es unter anderem heißt: »Auf, ihr Männer, die Stunde ist da. / Das Alte steht endlich in Flammen. / Was giftig, böser Gedanke gebar / Stürzt heillos in sich zusammen. / Aus Chaos und Tod, aus Nacht und Not, / Aus egalitärem Geschwätz, / Bricht sich dann, was nicht sterben kann: / Kosmische Ordnung – ewiges Gesetz.«
[Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe Dezember-2015 der DS. Abonnieren Sie jetzt DIE ANDERE MEINUNG, um keinen Beitrag mehr zu verpassen: http://deutsche-stimme.de/abonnieren/]
Aufwendige Gestaltung
Zu jedem deutschsprachigen Stück von Halgadom gibt es, wie bereits erwähnt, auf der CD ein englischsprachiges Äquivalent von Tears of Othila, das sich auch musikalisch deutlich unterscheidet. So wird aus dem mystischen Instrumental-Intro »Nebelwand« von Halgadom bei Tears of Othila der Titel »Wall of Fog«, aus »Äon des Hammers« wird »Aeon of the Hammer«, aus »Lichtgebet« »Prayer of Light« und aus »Schwertträger« »Sword Bearer«. Bei letztgenanntem Stück handelt es sich um eine in beiden Fällen kongeniale Vertonung eines Gedichts von Rolf Schilling, das seinem Lyrikband Die Häupter der Hydra entnommen ist. Äon des Hammers ist allerdings nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ein wahrer Genuß. Das Album wird in einer Art schwarzem Büchlein im A5-Format ausgeliefert, das Cover zeigt in Goldprägung ein Arrangement aus vier Thorshämmern, die unter anderem mit einer Triskele verziert sind. In der Mitte befindet sich ein aus drei ineinander verschlungenen Dreiecken gebildeter Valknut, auch Wotansknoten genannt, der Kampf und Tod symbolisiert. Die auf 1000 Stück limitierte Edition ist heißfoliengeprägt und beinhaltet ein 24-seitiges Beiheft mit allen Texten. Sowohl ästhetisch wie auch musikalisch zählt das neue Halgadom-Album damit zu den empfehlenswertesten Musikveröffentlichungen des Jahres.
Hinweis: Halgadom / Tears of Othila: Äon des Hammers, 10 Titel, Sonnenkreuz 2015, € 16,99. Zu beziehen über www.sonnenkreuz.net.