Der NSU, der V-Mann Ralf Marschner und das gespielte Entsetzen

„Dass der NSU-Terrorist Uwe Mundlos in der Firma eines V-Mannes des Bundesamtes für Verfassungsschutz gearbeitet hat, sorgt bei Polizeibehörden, Politik und den Angehörigen der NSU-Opfer gleichermaßen für Überraschung und Entsetzen.“ So die „Welt“ gestern gegenüber ihren Lesern. Auch der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Clemens Binninger (CDU), sprach gegenüber dem Springer-Blatt nach den jüngsten Enthüllungen von „einer völlig neuen Dimension“.

Dabei ist die Erkenntnis, dass Uwe Mundlos in Marschners „Bauentrümpelungsfirma“ arbeitete, alles andere als neu. Genauso wie der naheliegende Schluss, dass der sogenannte Verfassungsschutz über den Aufenthaltsort (Zwickau) von Mundlos informiert war. Lange vor der von Stefan Aust und Dirk Laabs kürzlich in der ARD veröffentlichten Dokumentation wurde diese Tatsache im Sächsischen Landtag diskutiert. Nein – wirklich diskutiert wurde sie nicht. Sie wurde vom Abgeordneten Arne Schimmer (NPD) im Rahmen der Debatte zum NSU-Ausschuss vorgetragen und von Rest des Plenums wie der Presse gründlich beschwiegen. Inwieweit deshalb Ahnungslosigkeit oder Scheinheiligkeit bei Aust und Laabs vorliegen, dürfte schwer zu schätzen sein. Ein Armutszeugnis ist es allemal.

Ein Auszug aus der Rede Schimmers, den Fall Marschner betreffend:

Arne_Schimmer„Noch viel unglaublicher ist der Fall des V-Manns Primus alias Ralf Marschner, der von allen seinen Freunden nur „Manole“ gerufen wurde und im Auftrag des Bundesamtes für Verfassungsschutz spitzelte. Der Fall dieses Zwickauer Skinheads und V-Mannes ist dazu geeignet, den gesamten NSU-Komplex in seinen Grundfesten zu erschüttern. Marschner wurde von 1992 bis 2002 als V-Mann im Bereich Rechtsextremismus eingesetzt und wohnte nach dem Umzug des Trios von Chemnitz nach Zwickau im Juli 2000 in unmittelbarer Nähe der Zwickauer Polenzstraße, wo Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe wohnten. Obwohl V-Mann Primus als absolute Top-Quelle galt, über die gesamte rechte Szene in Westsachsen ausführlichst berichtete und Hunderte von Konzertbesuchern von Skinhead-Konzerten identifizierte, soll er angeblich im Rahmen seiner V-Mann-Tätigkeit nie über das Trio berichtet haben, obwohl eine Zeugenaussage vorliegt, daß Beate Zschäpe in einem seiner Läden in Zwickau ein Stammgast war.

Dieser V-Mann Primus alias Ralf Marschner besaß in Zwickau aber nicht nur zwei Szene-Läden, sondern auch eine Bau-Firma, und genau für jene Firma mit dem Namen Bauservice Marschner wurde für den 13. Juni 2001 von 18 Uhr bis zum 14 Juni um 18 Uhr ein Lieferwagen angemietet, genau für das kurze Zeitfenster, im dem sich in Nürnberg der zweite Mord der sogenannten Ceska-Mordserie ereignet. Aber damit nicht genug: Obwohl sowohl Marschners Läden als auch sein Baugeschäft schlecht laufen und die Anmietung größerer Fahrzeuge deshalb eine absolute Ausnahme bleibt, wird über die Baufirma des V-Manns Primus auch für den 29. August 2001 ein Fahrzeug angemietet, als sich in München der vierte Mord der sogenannten Ceska-Serie an dem Gemüsehändler Habil Kilic ereignet.

Was in einem normalen kriminalistischen Verfahren als brennend heiße Spur gelten würde, wird hier bagatellisiert, denn im NSU-Verfahren sind die Regeln eines normalen Verfahrens auf den Kopf gestellt. Alles, jedweder noch so gravierende und noch so zum Himmel schreiende Widerspruch wird hier entweder zur Panne oder zum Zufall erklärt, und niemand soll es wagen, Fragen zu offensichtlichsten Widersprüchen zu stellen, denn dann ist man ein Verschwörungstheoretiker oder ein Spinner. Die völlig aus dem Rahmen fallenden Fahrzeug-Anmietungen über Marschners Baufirma sind hier in dieser zynischen Lesart also ein Zufall, die Vernichtung von Marschners V-Mann-Akten schon vor dem Ende der Löschfrist sind dann also eine Panne.“

Den gesamten Abschlussbericht zum NSU-Ausschuss gibt es hier herunterzuladen:

 www.npd-fraktion-sachsen.de/wp-content/uploads/2014/07/Schimmer_Abschlussbericht-NSU.pdf

 

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4 Antworten

  1. Wer weiss, aus welcher Vorläuferorganisation der BND stammt, der wundert sich nicht. Einmal Nazi, immer…!

  2. Die NSU-Geschichte stinkt zum Himmel. Wer kann diesen Behördensaustall eigentlich noch ausmisten? Ein alberner Untersuchuchungsausschuss im Bundestag, der sich aus (z.T. erpressbaren)Blockparteifreunden zusammensetzt, sicher nicht. Der VS ist der Lange Arm der Besatzer und die Bundespolitik ein Kasperltheater, das die Fremdbestimmung nur unzureichend kaschieren kann.

  3. NSU-Ereignis.
    Ein alter Spruch sagt: “ Ich trau dem Frieden nicht. “
    Als Aussenstehnder muß man sich eben auf Infos von anderen verlassen.