Kassel: Bürgermeister wird zum Sultan

Es ist ein Bild, das aus fernen Zeiten stammen könnte. Der Oberbürgermeister von Kassel,  Bertram Hilgen, sitzt auf einem Thron. Ausstaffiert ist er als Sultan, hält ein Schwert in der Hand und fühlt sich offensichtlich wohl in seiner Rolle.

Doch die Handlung spielt nicht in einem Theater. Es handelt sich bei der Veranstaltung um ein Fest der Ditib-Gemeinde im Kasseler Stadtteil Mattenberg. Der OB war dort zu Gast, weil sich die Stadt auch als „Mittler der Religionsgemeinschaften“ versteht. Politische Absichten, gar eine Unterstützung des türkischen Präsidenten Erdogan würden nicht dahinter stecken. Lediglich der „interreligiöse Dialog“, wie er in ganz Hessen betrieben werde, sei der Grund für den Auftritt.

Die Kasseler Linke gibt sich empört. Natürlich nicht wegen der fortschreitenden Überfremdung des Mattenbergs, der hauptsächlich von Menschen türkischer Herkunft bewohnt wird und seit 2014 über eine Moschee mit Kuppel und Minarett verfügt, sondern wegen der Nähe der Ditib zur AKP „als Ableger der türkischen Religionsbehörde, welche vom türkischen Präsidenten Erdogan kontrolliert wird.“ Ein Sultan, der als Vertreter der in Ungnade gefallenen Gülen-Bewegung daher kommt, hätte anscheinend weniger gestört. Das Gleiche dürfte auch für kurdische Organisationen gelten, zu denen die Linke über gute Kontakte verfügt.

Parade vor der Moschee

Da sich die ebenfalls beanstandeten Fahnen der „Grauen Wölfe“ im Nachhinein als „harmlose“ Folklore entpuppten, scheint für den OB  wieder alles in Butter zu sein. Trotzdem soll es ein Nachspiel geben: Ilker Sengül, „integrationspolitischer Sprecher“ der Kasseler Linken, will das Thema vor dem Rechtsausschuss der Stadt bringen. Ablenkung gelungen! Dabei dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis ein echter Sultan (der aber auch anders heißen könnte) das Ruder in Kassel und anderswo an sich reißen könnte.

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