Annette Schavan: Mit Fälschung zum neuen Titel

Plagiat zahlt sich für ehemalige Bundesforschungsministerin Schavan aus

Das hätte sich die ehemalige CDU-Bundesforschungsministerin Annette Schavan wohl selbst in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Nachdem ihr rechtskräftig eine Betrugsabsicht bei ihrer Doktorarbeit nachgewiesen wurde, der zu ihrem Rücktritt führte, wurde ihr von der Ulmer Universität jetzt die Ehrensenatorwürde verliehen.

Michael Mayer

Die Ehrensenatorwürde steht über einem Ehrendoktortitel, er wird nicht von einer bestimmten Fakultät verliehen, sondern von der Universität als Ganzem. Dazu muss man sich auf besondere Weise für Forschung und Lehre verdient gemacht haben.

Annette Schavan; Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

Rückblick: Im Jahre 1980 reicht Annette Schavan bei der Universität Düsseldorf ihre erziehungswissenschaftliche Dissertation mit dem bezeichnenden Titel: „Person und Gewissen“ ein. Sie erhält die Note sehr gut dafür. Ab 2005 ist Schavan Bundesforschungsministerin. 2012 erhebt die Interplattform schavanplag den Vorwurf des Plagiats. Ohne eine Stellungnahme der Universität abzuwarten, spricht ihr Bundeskanzlerin Angela Merkel das Vertrauen aus. Im gleichen Jahr kommt der Vorsitzende des Promotionsausschusses, Professor Stefan Rohrbacher, zu dem Ergebnis, dass Schavan an mehreren Stellen plagiiert hatte. Es liege eine systematische Vorgehensweise und damit eine Täuschungsabsicht vor. Schavan weist die Vorwürfe von sich und legt beim Verwaltungsgericht Düsseldorf Klage gegen den Entzug des Doktortitels ein. Am 6. Februar 2013 spricht ihr Merkel wieder das Vertrauen aus, drei Tage später tritt Schavan von ihrem Amt als Bundesforschungsministerin zurück. Anfang 2014 wird bekannt, dass Schavan deutsche Botschafterin im Vatikan werden soll. Am 20. März 2014 weisen die Richter die Klage von Schavan ab und stellen fest, dass es sich bei den Fehlern in ihrer Dissertation nicht um ein Versehen gehandelt habe.

Beschämende Vorgänge

Diese besonders für eine Bundesforschungsministerin beschämenden Vorgänge waren für die Ulmer Universität in Person ihres Präsidenten Michael Weber aber kein Grund, Schavan am 7. Februar nicht die Ehrensenatorwürde zu verleihen. Im Gegenteil, der Hauptredner bei der Verleihung der Auszeichnung, Amtsvorgänger Karl Joachim Ebeling, bezeichnete den Rücktritt Schavans als einen „schwarzen Tag für Ulm, für den gesamten Wissenschaftsstandort Deutschland“, Schavan sei vielmehr ein „Glücksfall für die Stadt und Republik“ gewesen, habe „wegweisende Reformen“ eingeleitet. Nach Schavans Rücktritt agiere das Wissenschaftsministerium fast schon gelähmt, so Ebeling, es werde nur noch taktiert und dem Trend hinterhergelaufen. Genau das war aber auch die Vorgehensweise von Schavan, sie taktierte bis zum Ende, bestritt eine absichtliche Fälschung, bis ihr das Gericht mit deutlichen Worten die Täuschungsabsicht nachwies. Die besten Voraussetzungen dann für den Botschafterposten im Heiligen Stuhl.

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Für die Ulmer Universität sind diese Vorgänge alle unbedeutend, während die Wissenschaft unter solchen Attacken immer mehr leidet und ihre Glaubwürdigkeit zunehmend einbüßt, belohnt die Ulmer Uni solch ein Verhalten indirekt, indem sie einer Fälscherin den höchstmöglichen Titel verleiht, nur weil Schavan die Ulmer Universität in ihrer Zeit als Bundesforschungsministerin überaus freundlich bei der Mittelzuteilung unterstützt hat, wie Ebeling mit mehreren Beispielen in seiner Laudatio deutlich machte. Mit anderen Worten: Eine Hand wäscht die andere und die Wissenschaft selbst wird zum Werkzeug in den Händen derjenigen, die sie für ihre Zwecke zu nutzen wissen.

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